Dienstag, 6. März 2018

2 von 3

Hei,

Eigentlich war ich gestern seit 200 Tagen in Finnland, aber dann habe ich es doch irgendwie verpasst, einen neuen Eintrag zu schreiben, deswegen täusche ich jetzt vor, dass es heute 200 Tage sind.
200 Tage also. Das heisst zwei Drittel. Das heisst, ich bin noch für 100 weitere Tage hier.
100 Tage mag nach viel klingen, ist es aber nicht wirklich. Manchmal sage ich mir "Fiona, in 100 Tagen wirst du in ein Flugzeug zurück in die Schweiz steigen, du wirst dein altes, normales Leben wiederhaben, du wirst nicht mehr in Finnland sein...", aber glauben tue ich nicht, was ich mir selbst sage. Es hat sich nicht real angefühlt, als ich mir sagte, dass ich in 100 Tagen nach Finnland gehen würde und jetzt fühlt es sich nicht real an, zu sagen, dass in 100 Tagen das ganze Abenteuer schon wieder vorbei sein soll.

Actually, it was yesterday that I was in Finland for 200 days but I forgot to write a new blog post so let's pretend the 200 days mark is today.
200 days. Two thirds. 100 days to go.

100 days sounds like much but it's actually not really. Sometimes, I say to myself "Fiona, in 100 days you are going to sit in an airplane back to Switzerland, you are going to get your old, normal life back, you are not going to be in Finland anymore..." but i can't and don't want to believe what I am saying. It didn't feel real when I said, I would leave to Finland in 100 days and now it doesn't feel real to say that I will go back in 100 days.

Am Anfang meines Austausches hatte ich immer Angst, keine Freunde zu finden, meine Wochenenden alleine zu Hause zu verbringen und an meinem Geburtstag die Kerze auf meinem Geburtstagskuchen alleine auszupusten. Dazu ist es nicht gekommen. Und ich habe mir wohl die kuchenliebendsten Freunde in ganz Muonio ausgesucht. Viel mehr als eineinhalb Stücke konnte ich mir von meinem Geburtstagskuchen nicht sichern (aber als Austauschschüler isst man ja sowieso schon zu viel, also sollte ich wahrscheinlich dankbar sein).

In the beginning of my exchange, I was scared that I might not find friends, that I have to spend my weekends home alone and that I have to blow out the candle on my birthday cake without people clapping around me. That never happened. And I think, I chose the most cake loving people in whole Muonio to be my friends. I couldn't eat much more than one and a half pieces of my birthday cak (but as an exchange student, you eat too much anyway, so I should be glad).

Am Wochenende waren ich mit meiner Gastfamilie in Ylläs, einem Ski und Langlauf Paradies in Lappland, etwa eine Autofahrstunde von Muonio. Wer mich kennt, weiss, dass ich nicht das grösste Skitalent bin und mich regelmässig darüber wundere, was so lustig daran ist, sich einen verschneiten Hügel runterzuwerfen. Trotzdem habe ich mich dazu überreden lassen, am Sonntag für einige Stunden (und zu teurem Preis) die Pisten runterzurutschen und hatte sogar noch ziemlich Spass dabei, auch wenn ich die schwarze Piste vorsichtshalber in einem Schneckentempo in Angriff genommen habe, um auch ja nicht umzufallen (was auch geklappt hat, ich bin heil unten angekommen).

I spent the weekend with my hostfamily in Ylläs, a skiing and cross country skiing paradise in Lapland, one hour of driving away from Muonio. People who know me, know that I am not a big fan of downhill skiing and that I wonder regularly how it can be so much fun for most people to throw themselves down a snowy hill. Anyhow, I was convinced to go skiing on Sunday for some hours and it wasn't even that bad eventhough I went down the black slope veeery slowly as I wanted to prevent a possible fall (and it worked out, I managed to get down safely).

Bis bald,
Fiona

Freitag, 23. Februar 2018

Wanhat 2018

Hei,

Jedes Jahr findet in ganz Finnland im Februar dieser eine Tag statt, ein Prinzessinnentag mit Tüllkleidern, Hochsteckfrisuren und klassischen Paartänzen. Ein bisschen wie bei einem königlichen Ball vor langer Zeit.
Die Rede ist von Wanhat, dem Tag, an dem die Schüler des zweiten Jahres feiern, dass sie jetzt endlich die Ältesten im Haus sind, wird doch der 3. Jahrgang Tags zuvor aus der Schule geschmissen, um sich für die Abschlussprüfungen vorzubereiten.

Every year, in whole Finland, there is this one day, a princess day with elegant dresses, even more elegant hairdoings and classic dances. It remindes one a bit of a royal ball a long time ago.
I am talking about Wanhat, the day where the students of the second year celebrate that they are finally the oldest at school as the 3rd year is thrown out of school the day before to prepare for final exams.


Für Wanhat geprobt wird schon seit Oktober. Hauptteil dieses Tages ist es nämlich, wie schon gesagt, alte Gesellschaftstänze einzustudieren (die Rede ist nun von diversen Walzern, Tango, etc.) und diese dann mehrmals vor Publikum aufzuführen (bevor man dann über das Wochenende feiern geht). Bis Januar reichte noch eine einstündige Probe in der Woche, doch von da an wurde so gut wie jeden Tag vor oder während der Schule geprobt. Ausserdem wurde ein sogenannter Oma-Tanssi ("eigener Tanz") einstudiert, der den Zweck hat, einfach etwas Lustiges zu nicht sehr guter Popmusik zu choreografieren, damit dem Ganzen auch noch etwas Zeitgneössisches verliehen wird.

The rehearsals for Wanhat started already in October as the main part of the day are the classic pairdances (Walz, Tango, etc.) and to show them several times in front of an audience. Until Jaunary, a one hour training every week was enough but then we started training almmost every day during or after school. Besides, we had to make our own dance, our own choreography combined with not really good pop music to loosen the old and classic dances a bit up.


Viel mehr will ich eigentlich gar nicht dazu sagen, ich lasse am besten einfach einige Bilder reden, die die Stimmung von diesem Tag gut eingefangen haben (und ja, wir haben uns alle fast Erfrierungen geholt, als wir die Bilder draussen im Schnee geschossen haben).

I don't have much to tell anymore actually. It's probably the best if I just let some pictures talk that captured the atmosphere of this day pretty well (and yes, it was freaking cold to take the pictures outside in the snow).

Nähdään,
Fiona









Mittwoch, 7. Februar 2018

Perlenmonat

Hei,

Der Februar scheint endlich das schöne Wetter nach Lappland gebracht zu haben. Waren diese ersten knapp sechs Monate, die ich hier verbracht habe grösstenteils bewölkt oder einfach dunkel, zeigt sich Lappland nun von seiner besten Seite. In den sieben Stunden, in denen die Sonne nun jeden Tag über dem Horizont ist, gleicht die Welt hier einer einzigen riesigen Postkarte.
Jeder Baum, jeder kleinste Zweig biegt sich unter dem Gewicht des funkelnden Schnees, der Himmel strahlt in einem wolkenlosen Blau und wenn die Sonne untergeht, geschieht dies in einem spektakulären Farbenspiel aus Rosenrot und Orange. Zu recht trägt der Februar im Finnischen den Namen "Helmikuu", wörtlich übersetzt "Perlenmond" bzw. "Perlenmonat".

Now that it's February, the good weather arrived in Lapland. My first six months here were mainly dark and cloudy but now the weather seems to compensate for every grey day. In the seven sunny hours we have a day, the world looks like one huge postcard.
Each tree, each tiny twig is covered in glittering snow, the sky is bluer than blue and when the sun sets at 16:00, the world burns in all tones of orange and pink one can imagine.
Now I understand why February is called Helmikuu (pearl month).


Natürlich bekommen jetzt auch Outdoor Akitivitäten wieder einen ganz anderen Stellenwert und so hoffe ich beim Schneeschuhwandern bald die Gelegenheit zu bekommen, die unendliche Weite von glitzernden Bäumen noch fotografisch festzuhalten.
In den nächsten tagen soll es auch wieder wärmer werden, hatten die Temperaturen in den letzten tagen doch einen Tiefpunkt erreicht und kletterten selten über die -20 Grad Grenze.

Outdoor activities are gaining importance again of course. And as the temperatures will rise a little bit in the next days, I hopefully have the opportunity to capture the glittery winterwonderland on a snowshoe hike.

Viel Zeit, um nach draussen zu gehen, habe ich momentan aber sowieso nicht. Wanhat (ein traditioneller Tanzball, der jedes Jahr stattfindet) steht vor der Tür und die Vorbereitungen dafür laufen auf Hochtouren. Es kann schon vorkommen, dass wir an einem Tag vier Stunden dafür trainieren und oft drehen sich die Gespräche in den Pausen um nichts Anderes ("Welche Farbe hat dein Kleid?" "Weisst du schon, was du mit deinen Haaren machst?" "Ist die Turnhalle heute von zwei bis drei frei, sodass wir üben können?"). Am 16. Februar ist es so weit und natürlich muss an diesem Tag alles perfekt sein. Entsprechend umfangreich ist deshalb die Vorbereitung.

But there's not much time to go outside anyway as Wanhat is about to come and the preparation for this event go full speed. Sometimes we train almost four hours a day and during the breaks, people often talk about nothing else ("What's the color of your dress?" "What will your hair look like?" "Can we train today from two to three?"). On the 16th of February, this event is going to takr place and of course everything needs to be perfect then.

Vielleicht sollte ich wieder einmal ein Update dazu geben, wie es mit meinem Finnisch steht.
Nach wie vor ist mir diese Sprache manchmal ein Rätsel, ja, manchmal ist sie sogar den Finnen selbst ein Rätsel, aber ich kann auch mit Stolz sagen, dass ich schon unheimlich viel gelernt habe, seit ich hier bin. Konnte ich am Anfang gerade so knapp verstehen, wenn jemand ja oder nein gesagt hat, gelingt es mir nun, Alltagsgesprächen zu folgen und mich auch immer und immer etwas besser selbst auszudrücken, auch wenn es einfacher ist, den Leuten einfach zuzuhören.

Maybe I should write an update about my finnish skills. Sometimes, the language is still a huge riddle for me (sometimes it also seems to be a riddle for Finns though), but I can say proudly, that I learnt a lot since I am here. In the beginning, I could barely understand when someone said yes or no and now I am able to follow every-day-life talks and can talk more and more self even though it's still easier to just listen to people.

Wenn man die Sonne wiedersieht, wird in der Mittagspause natürlich gleich ein Beweisbild geschossen

 

Ich hoffe, in der Schweiz kommt der Sonnenschein auch pünktlich zu den Skiferien an.
Nähdään,
Fiona

Montag, 22. Januar 2018

Reisen

Hei,

Als Austuaschschüler bekommt man immer wieder zu hören: "Du hesch ja es mega Schoggilebe dete." "Musch du überhaupt irgendöppis mache?" "Mega chillig, ich wett au."
Und irgendwie ist es ja so. Man hat in gewisser Weise ein Schokoladenleben, auch wenn es bei weitem nicht so schokoladig ist, wie die meisten denken (Heimweh, Sprachbarriere, Kulturschock, um ein paar ungemütliche Beispiele zu nennen).
Aber eben: Es hat auch sehr schokoladige Seiten: Vor zwei Wochen hatte ich zum Beispiel die Gelegenheit, eine Woche in Pyhätunturi (in Lappland) mit fünf anderen Austauschschülern aus ganz Finnland zu verbringen. Die Idee ist daraus entstanden, dass AFS zwar ebenfalls einen Lapplandtrip macht, dieser allerdings sehr teuer ist.

When you're an exchange student, you will often hear: "Wow, your life is so chill." "Do you even have to do anything?" "Nawwww, i want that too."
And in some way, it's true. It is kind of chill but not as chill as everybody thinks (homesickness, language, culture shock, to name some examples).
But anyway: There are very chill parts of an exchange year: Two weeks ago, I had the chance to spend a week in Pyhätunturi with five other exchange students from all over Finland. We did that because AFS makes a Lapland trip as well but it's very expensive and we are... well... broke.


So haben ich und einige Austauschschüler gemeinsam unseren eigenen kleinen Lapplandtrip mit der Erlaubnis von AFS auf die Beine gestellt.
Die Woche war geprägt von unheimleich vielen, nicht allzu friedlichen SkipBo Runden, Ski Fahren (die einen öfter, die anderen weniger oft hust), Essen, das man vor allem auf der Kinderkarte eines Restaurants gefunden hätte (Pizza, Pfannkuchen, Hamburger, usw), einer Menge Schnee, einer Menge Spass und tollen neuen Freunden.

The week was full of not really peaceful SkipBo games, downhill skiing, food that would have been the dream of every child (pizza, pancakes, hamburger, etc.), a lot of snow, a lot of fun and great new friends.

Nur eine Woche später wurde die zweite Hälfte unseres Austauschjahres mit dem Midstay Camp in Oulu eingeläutet.
Wie es zu erwarten war, war das Wochenende fantastisch, wenn auch von wenig Schlaf geprägt und viiiiel zu kurz. Aber mit Diskussionrunden, essen, lachen, Filmen und Fotosessions auf dem gefrorenen Meer gehen zwei Tage eben schnell rum.

Just one week later, we started the second half of our exchange year with the Midstay Camp in Oulu.
As I expected, it was a fantastic weekend, even though we didn't have enough sleep and the weekend was wayyyy too short. But with discussions, food, laughing, movies and photosessions on the frozen sea, two days go by so fast.


Hier noch einige Impressionen von diesen beiden Reisen:
Pyhätunturi


professionelle Pfannkuchenbäcker

Austauschfreundschaften

auf dem geforenen Meer

Lagerfeuerstimmung

Sonntag, 7. Januar 2018

Sonnenschein

Hei,

Gestern, am 07. Januar, sind all unsere Semesteraustauschschüler abgereist. Das bedeutete für mich, Abscheid von Gabriele und Pablo nehmen zu müssen, und das, obwohl wir doch alle irgendwie erst gerade angekommen sind.

Yesterday, on the 07. of January, our semesterexchangestudets went back to their homecountries. That means for me, I had to say goodbye to Gabriele and Pablo, although it feels as if we all would have just arrived.

Noch habe ich nicht wirklich realisiert, dass sie wirklich einfach zurück nach Hause verschwunden sind. Es fühlte sich komisch an, mit ihnen am Flughafen auf ihren Flug nach Helsinki zu warten, denn in nur fünf Monaten wird mir das genau Gleiche bevorstehen. Ja, die Hälfte meines Austausches ist so gut wie vorbei, auch wenn es sich keinesfalls so anfühlt.

I didn't really realize yet that they really left and it felt really weird ro wait for them at the airport as in only five months I will have to do the exact same thing. Yes, half of my exchnage year is basicall over, although it doesn't feel like it.

Bevor ich mich nach Finnland begab, habe ich oft in Blogs gelesen, dass man nicht beschreiben kann, wie man sich als Austauschschüler fühlt. Das habe ich damals als Humbug abgetan, aber jetzt, da ich es am eigenen Leib erfahre, kann ich nicht anders, als zu bestätigen, dass es unheimlich schwierig ist diese Gefühle in Worte zu fassen.

Before I left to Finland, I read in many blogs that you can't describe how you feel as an exchange student. I didn't understand that back then but now it's easier. 

Man ist Teil eines neuen Lebens, hat sich in eine neue Kultur integriert, aber lebt jeden Tag mit der Gewissheit, dass alles ein Ende nehmen wird. Dass man sein altes Leben zurück haben wird, das man ja doch auch vermisst, aber in das man sich zurückzukehren nicht wirklich vorstellen kann, auch wenn es Tage gibt, an denen man sich denkt: "Hmm, es wär jetzt scho cheibe schön wieder mal das und das  z mache oder die und die Person in Arm zneh". Eben, kompliziert. Und ich glaube, ich konnte nicht annähernd in Worte fassen, wie es sich wirklich anfühlt.

You are part of a new life, you became part of a new culture, but you know every day that this is going to end. That you will have your old life back that you also miss but you can't imagine just returning to your homecountry. As I said, complicated. And I think I didn't really manage to describe how it really feels.

Themenwechsel. Ich hätte nie, gedacht, dass mich der Anblick der Sonne so unheimlich glücklich machen könnte. Die Sonne mit eigenen Augen gesehen zu haben, ist übertrieben, aber im Rückspiegel des Autos war sie deutlich sichtbar. Das erste Mal seit Anfang Dezember.
Für jemanden, der nie die komplette Abwesenheit der Sonne erlebt hat, mag es komisch klingen, dass man sich so sehr über eine rote Feuerkugel freuen kann, aber genau so ist es. Das Leben fühlt sich irgendwie wieder komplett an, auch wenn man davor gar nicht ralisiert hat, was eigentlich gefehlt hat, um es etwas kitschig zu formulieren.

Change of topic. I would have never though that the sun could make me this happy. Having seen the sun with my own eyes would be a lie but I could see it in the driving mirror of the car. The first time since the beginning of December. For someone, who has never experienced the complete absence of sun, it might sound weird that you can be so excited about a red fireball but that's how it is.  Somehow. life feels complete again even though you didn't realize before, what was actually missin, to formulate it in a kitchy way.
Darf ich präsentieren: die Sonne
 

Nähdään pian,
Fiona

Dienstag, 26. Dezember 2017

Weihnachtsfest

Hei,

Ich möchte gar keine allzu lange Einleitung schreiben. Dieser Blogeintrag soll einfach dazu dienen, einen Eindruck von meinen finnischen Weihnachten zu geben:

Die ganze Festtagsserie startete wohl am 20. Dezember in der Schule mit "Pikkujoulu" (wörtlich übersetzte: "kleine Weihnachten"). Das heisst wir haben alle den halben Nachmittag auf dem Boden gesessen, uns an Keksen, Chips und Schokolade erfreut, irgendwelche Gesellschaftsspiele gespielt und einfach eine gute Zeit gehabt. Hatte man keine Lust mehr auf vielleicht etwas zu lautes Gelächter und freundschaftszerstörende Uno Runden, begab man sich einfach auf den Heimweg.
Etwa mit der gleichen Gemütlichkeitsstufe ging es dann auch am Donnerstag weiter. Mit köstlichem "Riisipuuro" (Reisbrei, mit Zimt und Zucker abgeschmeckt), erneut Schokolade und Keksen wurden die Weihnachtsferien eingeläutet, da am Freitag die Schule schon geschlossen war.

The whole Christmas-celebration-series started on the 20. of December at school with pikkujoulu. That means we all just enjoyed our lives a whole afternoon with chocolate, crisps, cookies and card games until everyone had left.
It continued in a similar way on Thursday where we just ate delicious riisipuuro and were just in a good mood because we knew that the Christmas holidays would start the next day, as the school was already closed on Friday.


Die nächsten beiden Tage wurden genutzt, um mehr oder weniger verzweifelt einen Weihnachtsbaum aufzustellen und ein Lebkuchenhaus (Piparkakkutalo) zu bauen. Verzweifelt in dem Sinne, dass der Weihnachtsbaum nicht gerade stehen wollte und das Lebkuchenhaus beim ersten Versuch gnadenlos einstürzte. Trotzdem schafften wir es pünktlich zu Weihnachten, alles fertig zu bekommen, auch wenn wir Weihnachten nicht bei uns zu Hause, sondern im Haus meiner Gastgrosseltern (die zwei Minuten entfernt wohnen) verbrachten.

The next two days were used to decorate our Christmas tree (after we managed it to stand straight after several desperat attemps), build a piparkakkutalo and wrap in the last presents as they needed to be ready on the 24. - the day of the big Christmas celebration at my hostgrandparent's place.

Dieser Weihnachtstag (der 24., nicht der 25.) sah folgendermassen aus: Mitte Nachmittag begaben wir uns alle (also meine Gastfamilie und die Familien der Brüder meiner Gastmutter, insgesamt knapp 25 Leute) zum Haus meiner Gastgrosseltern, wo zuerst einmal viel geredet wurde, bis sich irgendwann alle an den Tischen einfanden, um sich mit dem köstlichen finnischen Weihnachtsessen vollzustopfen (Kartoffeln, Schinken, Rentier, Karottenauflauf, irgendwelche anderen Aufläufe, unzählige Varianten an Fisch,...) und Sonja und mir zu lauschen, als wir die Weihnachtsgeschichte vorlasen.
Der erste Hunger war also gestillt und alle sassen gemütlich plaudernd auf ihren Plätzen, als uns ein Mann in braunem Pelzmantel einen Besuch abstattete. Der "Joulupukki" (Weihnachtsmann) kam mit zwei rieseigen Geschenktüten beladen, auch wenn unter dem Weihnachtsbaum schon mehrere Dutzend lagen.
Es war nur ein kurzer Besuch, aber trotzdem eine schöne Tradition, die das perfekte Bild von weissen Weihnachten in einem kleinen abgelegenen Dörfchen im hohen Norden irgendwie noch perfekter gemacht hat (oder wie es einer meiner Gastcousins ausgedrückt hat: "You watch children sitting on an old man's lap - what a tradition!").
Kaum hatte der "Joulupukki" wieder seine Heimreise angetreten, stürzten sich auch schon alle auf die Geschenke und bald war der ganze Boden mit kunterbuntem Geschenkpapier bedeckt. Ich kann mich gar nicht oft genug bei allen Leuten bedanken, die mir Geschenke gemacht haben - seien es nun Freunde und Familie aus der Schweiz oder aus Finnland. Das einzig komische war, dass auf den meisten Geschenken gar nicht stand, von wem ich sie überhaupt bekommen habe. Das heisst ich habe mich zwar unheimlich über jedes einzelne Geschenk gefreut, wusste aber gar nicht, wem ich dafür danken musste (Kommentar meines Gastonkels dazu: "You don't have to know who gave it to you. It's for you - that's all that matters :-)").
Ausgeläutet wurde das Weihnachtsfest mit langen Runden Trivial Pursuit, bei denen viel gelacht und gescherzt wurde. Ich möchte hier nochmals allen danken, die dieses Weihnachtsfest so einzigartig und wunderbar für mich gemacht haben, seien es nun Menschen aus der Schweiz oder aus Finnland. Ihr seid die Besten!

In the middle of the afternoon, we all (my whole hostfamily and the families of my hostmom's brothers, something around 25 people) went to my hostgrandparents place where we could enjoy delicious Christmas food and the company of a big family.
As soon as everyone finished and was chatting again with relatives, joulupukki came to our place to give even more presents to the children even though there were already uncountable many presents under the Christmas tree. It is a very nice tradition and made the picture of a perfect white Christmas in a small village in the north of Finland even more perfect (or to quote my hostcousin: "You watch children sit on an old man's lap - what a tradition!").
When joulupukki had left, nobody could wait to unwrap the presents anymore and soon the whole floor was covered in gift wrapping paper. I am so thankful for the amazing and magic Christams time I could spend here and I will always look back with joy and a big smile on my face to this very special and wonderful Christmas.


Nähdään,
Fiona

Donnerstag, 7. Dezember 2017

Suomi 100



Hei,

Weihnachten steht vor der Tür und noch verspüre ich rein gar nichts von den häufig prophezeiten Feiertags-Heimwehattacken. Eher im Gegenteil.
Wie in einem dieser Astrid Lindgren Weihnachtsfilme fühlt man sich, wenn man morgens bei -20 Grad in die Schule stapft, die Haare mit kleinen Eiskristallen geschmückt. Wenn man nachmittags um vier mit dicken Wollsocken schon im Stockdunkeln sitzt und nur ein paar leise flackernde Kerzen diese Dunkelheit erhellen.
Vielleicht ist es dieser Weihnachtstraum, diese perfekte Idee von Weihnachten, die mich jeden Tag in dieser Zeit geniessen und nicht an mein Zuhause denken lässt.
Auch der Fakt, dass die Sonne nur noch für vielleicht eine Stunde täglich scheint und ab nächster Woche ganz verschwunden sein wird, macht mir nichts aus. Es verstärkt irgendwie nur diesen Festtagscharme.

Christmas is about to come, and I don’t feel anything of this predicted “You-will-be-so-homesick-it’s-Christmas” homesickness. The opposite is true.
I feel as if I would be in an Astrid Lindgren Christmas movie: walking to school at -20° with frozen hair. Sitting at four in the afternoon with whool socks in a dark living room with some flickering candles only.
Maybe it’s this Christmas dream, this perfect idea of this day, that makes me enjoy every day of this time. Also the fact that the sun doesn’t rise anymore, doesn’t bother me. In some way it makes Christmas only even more Christmassy.

Am 6. Dezember war der finnische Unabhängigkeitstag. Der 100. in der Geschichte Finnlands. Laut meiner Gastmutter fanden schon das ganze Jahr hindurch immer wieder Veranstaltungen zu Ehren dieses Jubiläums statt und das hat sich in den Wochen vor dem grossen Tag noch verstärkt.
Die Läden waren gefüllt mir speziell angefertigter Schokolade und überall fand man Werbung für diese und jene Events.
So hatte ich die Chance, am 4. Dezember ganz in den Nordosten Finnlands nach Kilpisjärvi zum Dreiländereck zu fahren, um eine Lichtshow zu bewundern, wobei es sich dabei darum handelte, einen kleinen Berg komplett in strahlend blaues Licht zu tauchen. Dazu wurden unzählige Reden in Finnisch, Norwegisch und Sami gehalten. Und trotz kalten Füssen hat es sich definitiv gelohnt, hinzufahren.
Bildergebnis für suomi 100


On the 6. December, Finland turned 100 years old. According to my hostmom, the whole year was already one huge celebration and it got even bigger in the last weeks before the actual Independence Day. The shops were filled with limited edition Suomi 100 chocolate and everywhere was advertisement for all sorts of events.
I had the chance to go to Kilpisjärvi on the 4. December to watch a lightshow, in which a small mountain was plunged into a bright blue light. Additionally, there were speeches in Finnish, Norwegian and Sami. And even though my feet were frozen, it was definitely worth it going there.

Bereits am Tag vor dem Unabhängigkeitstag wurde in der Schule bereits gefeiert. An normalen Unterricht war am Morgen nicht zu denken, auch wenn die eigentliche Feier erst um 12 Uhr begann. Gefühlt ganz Muonio versammelte sich in der Turnhalle, um Finnlands hundertsten Geburtstag einen Tag zu früh mit Kuchen, Gesangsauftritten, Tanzshows, Rückblicken in die Geschichte und so weiter und so fort zu feiern. 

On the day before the actual Independence Day, there was a celebration at school. There would have been normal lessons in the morning but that fact was totally neglected and everyone was just eating and playing games until the celebration started at 12 o’clock. It felt as if whole Muonio gathered up in the gym to celebrate this important day with cake, singing, dancing, historical documents and so on and so forth. 

Am eigentlichen Unabhängigkeitstag durfte ich dann etwas vom Schönsten in meinem bisherigen Austausch erleben. Morgens um 11 ging es auf eine knapp 20km Husky-Schlittensafari. Es ist ein unbeschreibliches Gefühl von vier Hunden gezogen durch Finnlands unberührte Landschaft dem späten Sonnenaufgang entgegenzufahren. Und dank unzähligen Kleiderschichten konnte ich auch der Kälte problemlos trotzen. Sogar meine gfröörligen Hände und Füsse.
Am Abend gingen wir ausserdem mit Taschenlampen bewaffnet auf den Friedhof, um Kerzen für verstorbene Familienmitglieder anzuzünden. Und natürlich wurde diese extrem langweilige Show eingeschaltet, in der irgendwelche Leute dem Präsidenten einer nach dem anderen die Hand schütteln. Die Bewertung der teils skurrilen Kleider der weiblichen Gäste war allerdings ziemlich amüsant. 

On the actual Independence Day, I had the amazing chance to go on a 20km Husky Safari. It’s an unbelievable feeling to be pulled through Finland’s untouched nature towards a late sunrise.
In the evening, we went to the graveyard to put some candles for dead family members. And of course, we also watched this pretty boring show, where some people shake the hand of the president for three hours. Judging the sometimes pretty weird dresses of the female guests was pretty funny though.


Bis bald,
Fiona