Dienstag, 20. März 2018

Eine kleine Zwischenbilanz

Hei,

Die drei letzten Monate sind offiziell angebrochen und ich möchte diese Gelegenheit nutzen, um eine kleine Zwischenbilanz zu ziehen (oder vielleicht nutze ich es auch nur als Ausrede, weil ich sonst nicht viel zu berichten habe).

My last three months here have started and I'd like to use this opportunity to summarize how my exchange year is going so far.

1. Ich habe schon lange nicht mehr geschrieben, wie es mit meinem Finnisch steht. Es geht ihm ziemlich gut, hätte ich gesagt. Darunter ist nicht zu verstehen, dass ich perfekt Finnisch spreche, dass ich keine Grammatikfehler mache und ein riesen Vokabular habe.
Ich meine viel mehr, dass ich im Alltag mit meinem Finnisch gut zurecht komme, dass ich mich mit Freunden und Gastfamilie gut auf Finnisch verständigen kann und vor allem, dass es sich natürlich anfühlt, Finnisch zu sprechen. Und sehr vieles kann ich auch verstehen, wenn die Leute nicht gerade in einem ganz abgefahrenen Dialekt sprechen.
Trotzdem kann ich komplizierten Schulfächern wie Geschichte oder Psychologie nicht folgen (und das wird sich auch nicht ändern bis zum Ende dieses Jahres) und es ist auch verlockend, Erlebnisse und lange Erzählungen auf Englisch runterzurasseln, einfach weil ich auf Finnisch nicht die richtigen Worte finden würde. Aber, und damit komme ich zu meinem zweiten Punkt, ist mir aufgefallen, dass es mir gar nicht so wichtig ist, mein Finnisch zu perfektionieren.

1. I didn't write in a long time how my Finnish is going. It's going pretty well. That doesn't mean that it is perfect, that I don't make any mistakes or that I have a huge vocabukary. It means that I can manage my every-day life very well with Finnish, that I can talk in Finnish to my friends and my hostfamily and especially that it feels natural to speak Finnish. And I can understand a lot as well if people aren't talking with a strong accent.
I still can't understand complicated school subjects as history and phliosophy (and that won't change until the end of this year) and it's often easier to tell stories in English just because it's sometimes hard to find the right words in Finnish. But, and that leads me directly to my second point, I realized that it's not really important for me to perfectionate my Finnish.

2. Mir ist bisher nicht wirklich aufgefallen, dass mich mein Austauschjahr gross verändert hätte. Mir ist nur aufgefallen, dass mir mein Austauschjahr aufgzeigt hat, wer oder was mir wichtig ist. Vor allem habe ich gelernt, viele kleine (und auch grössere) Dinge zu schätzen, die ich hier nicht habe. Ich habe vor Kurzem mit einer guten Freundin geskypt, die ihren Austausch in Irland verbringt und wir haben beide festgestellt (so kitschig das jetzt auch klingen mag), dass wir es vermissen, wie die Sonne in unsere Zimmer in der Schweiz scheint.
So kleine Dinge können auf einmal so viel an Bedeutung gewinnen.
Natürlich gewinnen nicht nur die Dinge an Bedeutung, die mir fehlen, sondern vor allem auch alle Dinge hier, die ich in der Schweiz nicht mehr haben werde. Das klingt jetzt, als wäre ich die Erleuchtung in Person, aber ich weiss alles irgendwie viel mehr zu schätzen. Das beginnt damit, dass ich mich jedes Mal freue, wenn ich die Sonne sehe (nachdem ich sie für drei Monate nie zu Gesicht bekommen habe). Ich freue mich, wenn es in der Schule keine Kartoffeln zum Mittagessen gibt und vielleicht sogar ein Dessert mit Schokolade.
Ich freue mich, wenn ich meine Freunde oder meine Familie hier sehe.
Ich geniesse einfach alles viel mehr. Vor allem weil ich weiss, dass ich das alles irgendwann nicht mehr haben werde. Und genau deswegen ist es mir auch nicht wichtig, dass mein Finnisch perfekt ist, dass ich auf einem C2 Niveau spreche und keine Fehler mache. Es ist mir viel wichtiger, hier oben etwas zu erleben und Freundschaften zu vertiefen.

2. I don't know if my exchange year changed me so far. I just realized that my exchange year showed me, what's important for me (which people as well as which things). I especially learnt to appreciate very small things. That might be that I miss the way the sun shines into my room in Switzerland. These very small things can get a very big meaning.
Of course, not only the things back in Switzerland but especially the things and people here in Finland have a much bigger meaning for me.
I am every time happy when I see the sun (I mean, I haven't seen it for three months), I am happy when there aren't potatoes at school for lunch and it's maybe the most joyfull thing ever if there is a dessert with chocoalte.
I have a smile on my face every time I see my friends or my hostfamily. 

I just enjoy everything much more as I know that I won't have this life anymore at some point. And that's why it's not important for me to talk Finnish perfectly. It's much more important for me to experience something here and to strengthen friendships.

3. Da ich ja nicht mehr wirklich viel Zeit hier habe, habe ich eine To-Do List erstellt. Darauf stehen grosse Dinge, wie Muumimaalima zu besuchen (Muumiland, ein Freizeitpark, der diesen finnischen Komiktrollen gewidmet ist), aber auch ganz kleine, vielleicht banale Dinge, wie zum Beispiel "ich will lernen, Wollsocken zu stricken" (ja, ich habe das Projekt in Angriff genommen und kann mit Stolz verkünden, dass Wollsocke Nummer eins so gut wie fertig ist).

3. As I don't really have much time anymore in Finland, I made myseld a To-Do list. This list includes big projects (e.g. going to Muumimaailma) as well as very simple things as learning how to knit wool socks (yes, I am learning how to knit them and can say proudly that I am almost done with sock number one).

Zum Ausgleich für den vielen möchtegern tiefgründigen Text nun ein paar finnische Naturbilder (einfach weil die finnische Natur sehenswert ist). Es sind nicht die besten Bilder, aber sie zeigen Finnland mit blauem Himmel, was schliesslich nicht allzu häufig vorkommtt:
Ich weiss, mein Handschuh ist im Bild

Pure Freude






Nähdään,
Fiona



Dienstag, 6. März 2018

2 von 3

Hei,

Eigentlich war ich gestern seit 200 Tagen in Finnland, aber dann habe ich es doch irgendwie verpasst, einen neuen Eintrag zu schreiben, deswegen täusche ich jetzt vor, dass es heute 200 Tage sind.
200 Tage also. Das heisst zwei Drittel. Das heisst, ich bin noch für 100 weitere Tage hier.
100 Tage mag nach viel klingen, ist es aber nicht wirklich. Manchmal sage ich mir "Fiona, in 100 Tagen wirst du in ein Flugzeug zurück in die Schweiz steigen, du wirst dein altes, normales Leben wiederhaben, du wirst nicht mehr in Finnland sein...", aber glauben tue ich nicht, was ich mir selbst sage. Es hat sich nicht real angefühlt, als ich mir sagte, dass ich in 100 Tagen nach Finnland gehen würde und jetzt fühlt es sich nicht real an, zu sagen, dass in 100 Tagen das ganze Abenteuer schon wieder vorbei sein soll.

Actually, it was yesterday that I was in Finland for 200 days but I forgot to write a new blog post so let's pretend the 200 days mark is today.
200 days. Two thirds. 100 days to go.

100 days sounds like much but it's actually not really. Sometimes, I say to myself "Fiona, in 100 days you are going to sit in an airplane back to Switzerland, you are going to get your old, normal life back, you are not going to be in Finland anymore..." but i can't and don't want to believe what I am saying. It didn't feel real when I said, I would leave to Finland in 100 days and now it doesn't feel real to say that I will go back in 100 days.

Am Anfang meines Austausches hatte ich immer Angst, keine Freunde zu finden, meine Wochenenden alleine zu Hause zu verbringen und an meinem Geburtstag die Kerze auf meinem Geburtstagskuchen alleine auszupusten. Dazu ist es nicht gekommen. Und ich habe mir wohl die kuchenliebendsten Freunde in ganz Muonio ausgesucht. Viel mehr als eineinhalb Stücke konnte ich mir von meinem Geburtstagskuchen nicht sichern (aber als Austauschschüler isst man ja sowieso schon zu viel, also sollte ich wahrscheinlich dankbar sein).

In the beginning of my exchange, I was scared that I might not find friends, that I have to spend my weekends home alone and that I have to blow out the candle on my birthday cake without people clapping around me. That never happened. And I think, I chose the most cake loving people in whole Muonio to be my friends. I couldn't eat much more than one and a half pieces of my birthday cak (but as an exchange student, you eat too much anyway, so I should be glad).

Am Wochenende waren ich mit meiner Gastfamilie in Ylläs, einem Ski und Langlauf Paradies in Lappland, etwa eine Autofahrstunde von Muonio. Wer mich kennt, weiss, dass ich nicht das grösste Skitalent bin und mich regelmässig darüber wundere, was so lustig daran ist, sich einen verschneiten Hügel runterzuwerfen. Trotzdem habe ich mich dazu überreden lassen, am Sonntag für einige Stunden (und zu teurem Preis) die Pisten runterzurutschen und hatte sogar noch ziemlich Spass dabei, auch wenn ich die schwarze Piste vorsichtshalber in einem Schneckentempo in Angriff genommen habe, um auch ja nicht umzufallen (was auch geklappt hat, ich bin heil unten angekommen).

I spent the weekend with my hostfamily in Ylläs, a skiing and cross country skiing paradise in Lapland, one hour of driving away from Muonio. People who know me, know that I am not a big fan of downhill skiing and that I wonder regularly how it can be so much fun for most people to throw themselves down a snowy hill. Anyhow, I was convinced to go skiing on Sunday for some hours and it wasn't even that bad eventhough I went down the black slope veeery slowly as I wanted to prevent a possible fall (and it worked out, I managed to get down safely).

Bis bald,
Fiona