Sonntag, 17. September 2017

Monat 1 von 10

Hei!

Einen Monat ist es jetzt also her. Einen Monat, seit ich in ein Flugzeug ins Ungewisse gestiegen bin.
Es ist schwer zu beschreiben, wie es mir geht.
Einerseits ist da ein bisschen Stolz. Stolz deswegen, weil ich diesen Monat geschafft habe. Weil ich das beste aus diesem ersten Monat gemacht habe und schon eine kleine Unendlichkeit an schönen Erinnerungen sammeln durfte.
Andererseits ist da auch jetzt schon ein Tropfen Wehmut. Ich weiss, dass ich diesen Ort, an den ich mein Herz verschenkt habe, in neun Monate wieder verlassen muss, dass die Zeit wie im Flug vergeht. Ich habe mich in alles hier verliebt. In die unendlichen Wälder, die wild wachsenden Beeren, die glitzernden Flüsse und Seen, die Sauna, die Menschen.
Und dann gibt es manchmal diese Tage, an denen ich fast dankbar bin, dass ich "schon einen Zehntel" geschafft habe. Das sind die Tage, an denen ich mich nach der Schweiz und meinem Leben dort zurücksehne. Nach dem Vertrauten, Freunden, Familie. Vor allem, wenn ich daran denke, dass die beste Freundin, die ich hier gefunden habe, morgen ziemlich ungeplant zurück nach Griechenland zieht. Aber ich will hier niemanden mit selbstmitleidigen Romanen plagen. Diese Situation gehört wie jede andere auch zu meinem Austauschjahr und zu den Erfahrungen, von denen ich später zehren kann.

One month ago. One month ago I sat in an airplane into the uncertain. It's difficult to explain, how I feel.
On the one hand, I am proud. Proud that I managed to live here for this month. And that I made the best of it. I could already collect a small infinity of memories.
On the other hand, there is a bit melancholy. I know that I have to leave this place, I fell in love with, in nine months. And time is flying. I fell in love with everything here. With the infinite forests, the wildly growing berries, the sparkling rivers and lakes, the sauna, the people here.
And then there are days when I am nearly thankful that I have already reached "one tenth". These are the days I ache for my life in Switzerland. For my friends, my family, my familiar life. Especially now, as the best friend I found here is moving back to Greece tomrrow and this quite unplanned. But I don't want to afflict anybody with novels full of self-pity. This belongs as every other situation to my exchange year and to the experiences, I can live on later.


Momentan hält Ruska hier Einzug. Das ist die Zeit des Jahres, in der alle Bäume rot, gelb, orange werden. Und was für eine Zeit es ist. Alles ist bunt, alles scheint noch mal mit letzter Kraft zu leuchten, bevor es sich unter der Schneedecke in einen langen Winterschlaf kuscheln wird. Es hat keinen Wert, zu versuchen, diese Pracht in Worte zu fassen. Am besten lässt man einfach Bilder reden.






At the moment, Ruska finds its way into Lapland. This is the time of the year in which all trees start shining in red, yellow and orange. It seems as if everything is making a last effort to look as beautiful as possible before it goes to sleep for a long time under the snow. But it's difficult to describe this beauty. It's better to let the pictures talk.

Da ich nun einen Monat hier bin, möchte ich die Gelegenheit nutzen, einige Dinge aufzuschreiben, die mir hier aufgefallen sind:
1. Kartoffeln. Man ist sie hier mindestens an fünf Tagen die Woche und manchmal bis zu zwei mal am Tag. Es kann schon vorkommen, dass man vier Mal hintereinander "Gschwellti" vorgesetzt bekommt.
2. Butterbrot und Milch gehören zu jeder Mahlzeit dazu.
3. Das Brot ist allerdings nicht ein runder Laib, wie man es sich in der Schweiz gewohnt ist, sondern in perfekten Scheiben abgepackt.
4. Um beim Essen zu bleiben: Finnen sind unglaublich stolz auf ihre Süssigkeiten. Egal ob Fazer Schokolade oder Salmiakki, sie loben es in höchsten Tönen.
5. Es gibt zwar Fussgängerstreifen, doch werden diese von 80% der Autos komplett ignoriert.
6. Niemand schliesst hier seine Fahrräder ab. Es klaut sie sowieso niemand.
7. Auch Finnen können das Wetter zu kalt finden.
8. Die Vorurteile der Einwohner von hier gegenüber Helsinki kann man mit den Vorurteilen der Schweizer gegenüber Zürich vergleichen.
9. Trotzdem wollen alle jungen Menschen aus Muonio weg, in eine Stadt ziehen.

As I've been here for one month, I want to write down some things I noticed:
1. Potatoes. You eat them at least on five days per week and sometimes twice per day. It may happen that you eat four times in a row boiled potatoes.
2. Bread with butter and milk belong to oevery meal.

3. The bread is cit into perfect squared pieces and packed into plastic bags.
4. To stick with food: Finnish people are extremely proud of there sweets. No matter if Fazer chocolate or Salmiakki - they praise them anyway.
5. There are zebra crossings but 80% of all the cars ignore them.

6. Nobody locks their bikes here because nobody will steal them.
7. Finns may find the weather too cold as well.8
8. The  prejudices of people from here toward people from Helsinki are the same as the prejudices from Swiss people against Zurich.

9. Anyhow all the teenagers want to move away from Muonio, into a city. 

Ich werde oft gefragt, wie es mit meinem Finnisch voran geht. Was soll ich sagen? Es hat seinen Ruf verdient, eine der schwierigsten Sprachen weltweit zu sein. Eine komplexe Grammatik und verwirrend lange Wörter sind für mich noch immer mehr Kauderwelsch als sonst was (nur ein Beispiel: jäätelötöttörö entspricht einem "Glacecornet". Wenn es sich dabei nun noch zufälligerweise um Birneneis handelt, ergibt dies: päärynä jäätelötöttrö). Trotzdem merke ich, wie ich immer und immer mehr kurze, einfache Sätze verstehe und in längeren Konversationen einzelne Wörter heraushören kann. Ich bin also zuversichtlich, dass ich die Sprache in den Griff bekommen werde.

Often, i get asked, how I am proceeding with my Finnish studies. What shall I say? It is probably true that it is one of the most difficult languages worldwide. The grammar is pretty complex and most words are confusingly long. But anyway I realize that I can understand more and mroe short and easy sentences and single words in longer conversations. I am confident that I can learn how to speak it as well.

Heippa!
Fiona

 

Dienstag, 5. September 2017

Arrival Camp Oulu

Hei!

Langsam nistet sich der Herbst in Lappland ein und mit ihm das schöne Wetter. Waren die ersten beiden Wochen noch von Regen und wolkenverhangenen Tagen geprägt, strahlt nun alles in der warmen Herbstsonne. Warm heisst: 15 Grad, was mir im Vergleich zu den morgentlichen Minustemperaturen vorherige Woche wie eine Hitzewelle vorkommt.

Slowly autumn is coming to Lapland and with it the nice weather. The first two weeks it was raining all the time and one cloudy day followed the other, but now the warm autumn sun warms everything up again. Warm means: 15 degrees, which is in comparison to the temeperatures of last week a heatwave.

Dieses Wochenende fand das Arrival Camp in Oulu statt. Gemeinsam mit etwa zwanzig Austauschschülern aus den Regionen Lappland, Oulu und Kajaani konnte ich ein ganzes Wochenende lang aufschlussreiche Diskussionen zum Thema Austausch führen, finnisches Essen kosten (unter anderem Salmiakki: das ist slazige Lakritze und äusserst gewöhnungsbedürftig) und einfach das Beisammensein geniessen (ich glaube, ich habe selten so viel gelacht an einem Wochenende!).
Die achtstündige(!) Busfahrt hat sich definitiv gelohnt.
In Muonio konnte man am Samstag bereits Nordlichter sehen, aber da ich zu diesem Zeitpunkt wahrscheinlich entweder belgische Volkstänze tanzte oder mich mit Marshmallows an unserem Lagerfeuer vollstopfte, musste ich mich mit einem qualitativ nicht allzu hochstehenden Bild begnügen. Aber mit etwas Glück werde auch ich bald in den Genuss dieses Spektakels kommen.

The Arrival camp took place in Oulu this weekend. Together with around 20 exchange students who live in the regions Lapland, Oulu and Kajaani I could benefit from interesting discussions, taste Finnish food (among other things Salmiakki: That's salty liquorice and has a really special taste but actually it's not as bad as I thought it would be) and just enjoy the time together (I hardly ever laught this much at one weekend).
The eight hours(!) busdrive was definitely worth it.
On Saturday, you could see northern lights in Muonio but as I was either dancing Belgian folk-dances or eating marshmallows at our camp fire at that time, I only got a picture with not really good quality as it is not possible to take pictures of northern lights with your mobile phone.
But maybe I'll see this spectacle soon!


Am Montag folgte dann sogleich das nächste Highlight, da ich mit meiner Sportklasse einen Kanutrip unternahm.
Das Wetter war perfekt, über uns erstreckte sich ein strahlend blaues Himmelzelt und alles leuchtete grasgrün.
Zwar scheiterte ich kläglich bei dem Versuch das Kanu zu steuern, aber als Vorderfrau, die nur genügend Kraft zum Paddeln braucht, habe ich dann doch noch eine passende Aufgabe für mich gefunden.
Wir sind bis nach Schweden gefahren, um dort ein kleines aber feines Lagerfeuer zu entfachen und uns bei Keksen und Tee etwas zu erholen.
Da es am Abend noch immer ziemlich lange hell ist, sind wir nicht ganz im Sonnenuntergang zurückgepaddelt, aber ein Traum war es trotzdem
Leider habe ich nicht allzu viele Bilder von diesem Ausflug, da ich nicht riskieren wollte, mein Handy in finnisch-schwedisches Wasser fallen zu lassen.

On Monday there was already the next highlight because I went canoeing with my PE class.
The weather was perfect, the sky was clear blue and everything seemed to be greener than green.
I failed deplorably when I tried to steer the canoe but as soon as I could sit in front and just paddle, I found my profession.
We paddled to Sweden and there made a campfire and enjoyed our lives with tea and cookies.
As it gets dark still quite late in the evening, we didn't paddle back during the sunset but it was beautiful anyway.
Unfortunately I don't have many pictures of that trip because I didn't want to take the risk of dropping my phone into the water.



Enjoying the free time on Friday evening
Arrival Camp Oulu

our canoes

this picture is taken officially in Sweden

at the very end of the trip

Heippa!
Fiona