Dienstag, 26. Dezember 2017

Weihnachtsfest

Hei,

Ich möchte gar keine allzu lange Einleitung schreiben. Dieser Blogeintrag soll einfach dazu dienen, einen Eindruck von meinen finnischen Weihnachten zu geben:

Die ganze Festtagsserie startete wohl am 20. Dezember in der Schule mit "Pikkujoulu" (wörtlich übersetzte: "kleine Weihnachten"). Das heisst wir haben alle den halben Nachmittag auf dem Boden gesessen, uns an Keksen, Chips und Schokolade erfreut, irgendwelche Gesellschaftsspiele gespielt und einfach eine gute Zeit gehabt. Hatte man keine Lust mehr auf vielleicht etwas zu lautes Gelächter und freundschaftszerstörende Uno Runden, begab man sich einfach auf den Heimweg.
Etwa mit der gleichen Gemütlichkeitsstufe ging es dann auch am Donnerstag weiter. Mit köstlichem "Riisipuuro" (Reisbrei, mit Zimt und Zucker abgeschmeckt), erneut Schokolade und Keksen wurden die Weihnachtsferien eingeläutet, da am Freitag die Schule schon geschlossen war.

The whole Christmas-celebration-series started on the 20. of December at school with pikkujoulu. That means we all just enjoyed our lives a whole afternoon with chocolate, crisps, cookies and card games until everyone had left.
It continued in a similar way on Thursday where we just ate delicious riisipuuro and were just in a good mood because we knew that the Christmas holidays would start the next day, as the school was already closed on Friday.


Die nächsten beiden Tage wurden genutzt, um mehr oder weniger verzweifelt einen Weihnachtsbaum aufzustellen und ein Lebkuchenhaus (Piparkakkutalo) zu bauen. Verzweifelt in dem Sinne, dass der Weihnachtsbaum nicht gerade stehen wollte und das Lebkuchenhaus beim ersten Versuch gnadenlos einstürzte. Trotzdem schafften wir es pünktlich zu Weihnachten, alles fertig zu bekommen, auch wenn wir Weihnachten nicht bei uns zu Hause, sondern im Haus meiner Gastgrosseltern (die zwei Minuten entfernt wohnen) verbrachten.

The next two days were used to decorate our Christmas tree (after we managed it to stand straight after several desperat attemps), build a piparkakkutalo and wrap in the last presents as they needed to be ready on the 24. - the day of the big Christmas celebration at my hostgrandparent's place.

Dieser Weihnachtstag (der 24., nicht der 25.) sah folgendermassen aus: Mitte Nachmittag begaben wir uns alle (also meine Gastfamilie und die Familien der Brüder meiner Gastmutter, insgesamt knapp 25 Leute) zum Haus meiner Gastgrosseltern, wo zuerst einmal viel geredet wurde, bis sich irgendwann alle an den Tischen einfanden, um sich mit dem köstlichen finnischen Weihnachtsessen vollzustopfen (Kartoffeln, Schinken, Rentier, Karottenauflauf, irgendwelche anderen Aufläufe, unzählige Varianten an Fisch,...) und Sonja und mir zu lauschen, als wir die Weihnachtsgeschichte vorlasen.
Der erste Hunger war also gestillt und alle sassen gemütlich plaudernd auf ihren Plätzen, als uns ein Mann in braunem Pelzmantel einen Besuch abstattete. Der "Joulupukki" (Weihnachtsmann) kam mit zwei rieseigen Geschenktüten beladen, auch wenn unter dem Weihnachtsbaum schon mehrere Dutzend lagen.
Es war nur ein kurzer Besuch, aber trotzdem eine schöne Tradition, die das perfekte Bild von weissen Weihnachten in einem kleinen abgelegenen Dörfchen im hohen Norden irgendwie noch perfekter gemacht hat (oder wie es einer meiner Gastcousins ausgedrückt hat: "You watch children sitting on an old man's lap - what a tradition!").
Kaum hatte der "Joulupukki" wieder seine Heimreise angetreten, stürzten sich auch schon alle auf die Geschenke und bald war der ganze Boden mit kunterbuntem Geschenkpapier bedeckt. Ich kann mich gar nicht oft genug bei allen Leuten bedanken, die mir Geschenke gemacht haben - seien es nun Freunde und Familie aus der Schweiz oder aus Finnland. Das einzig komische war, dass auf den meisten Geschenken gar nicht stand, von wem ich sie überhaupt bekommen habe. Das heisst ich habe mich zwar unheimlich über jedes einzelne Geschenk gefreut, wusste aber gar nicht, wem ich dafür danken musste (Kommentar meines Gastonkels dazu: "You don't have to know who gave it to you. It's for you - that's all that matters :-)").
Ausgeläutet wurde das Weihnachtsfest mit langen Runden Trivial Pursuit, bei denen viel gelacht und gescherzt wurde. Ich möchte hier nochmals allen danken, die dieses Weihnachtsfest so einzigartig und wunderbar für mich gemacht haben, seien es nun Menschen aus der Schweiz oder aus Finnland. Ihr seid die Besten!

In the middle of the afternoon, we all (my whole hostfamily and the families of my hostmom's brothers, something around 25 people) went to my hostgrandparents place where we could enjoy delicious Christmas food and the company of a big family.
As soon as everyone finished and was chatting again with relatives, joulupukki came to our place to give even more presents to the children even though there were already uncountable many presents under the Christmas tree. It is a very nice tradition and made the picture of a perfect white Christmas in a small village in the north of Finland even more perfect (or to quote my hostcousin: "You watch children sit on an old man's lap - what a tradition!").
When joulupukki had left, nobody could wait to unwrap the presents anymore and soon the whole floor was covered in gift wrapping paper. I am so thankful for the amazing and magic Christams time I could spend here and I will always look back with joy and a big smile on my face to this very special and wonderful Christmas.


Nähdään,
Fiona

Donnerstag, 7. Dezember 2017

Suomi 100



Hei,

Weihnachten steht vor der Tür und noch verspüre ich rein gar nichts von den häufig prophezeiten Feiertags-Heimwehattacken. Eher im Gegenteil.
Wie in einem dieser Astrid Lindgren Weihnachtsfilme fühlt man sich, wenn man morgens bei -20 Grad in die Schule stapft, die Haare mit kleinen Eiskristallen geschmückt. Wenn man nachmittags um vier mit dicken Wollsocken schon im Stockdunkeln sitzt und nur ein paar leise flackernde Kerzen diese Dunkelheit erhellen.
Vielleicht ist es dieser Weihnachtstraum, diese perfekte Idee von Weihnachten, die mich jeden Tag in dieser Zeit geniessen und nicht an mein Zuhause denken lässt.
Auch der Fakt, dass die Sonne nur noch für vielleicht eine Stunde täglich scheint und ab nächster Woche ganz verschwunden sein wird, macht mir nichts aus. Es verstärkt irgendwie nur diesen Festtagscharme.

Christmas is about to come, and I don’t feel anything of this predicted “You-will-be-so-homesick-it’s-Christmas” homesickness. The opposite is true.
I feel as if I would be in an Astrid Lindgren Christmas movie: walking to school at -20° with frozen hair. Sitting at four in the afternoon with whool socks in a dark living room with some flickering candles only.
Maybe it’s this Christmas dream, this perfect idea of this day, that makes me enjoy every day of this time. Also the fact that the sun doesn’t rise anymore, doesn’t bother me. In some way it makes Christmas only even more Christmassy.

Am 6. Dezember war der finnische Unabhängigkeitstag. Der 100. in der Geschichte Finnlands. Laut meiner Gastmutter fanden schon das ganze Jahr hindurch immer wieder Veranstaltungen zu Ehren dieses Jubiläums statt und das hat sich in den Wochen vor dem grossen Tag noch verstärkt.
Die Läden waren gefüllt mir speziell angefertigter Schokolade und überall fand man Werbung für diese und jene Events.
So hatte ich die Chance, am 4. Dezember ganz in den Nordosten Finnlands nach Kilpisjärvi zum Dreiländereck zu fahren, um eine Lichtshow zu bewundern, wobei es sich dabei darum handelte, einen kleinen Berg komplett in strahlend blaues Licht zu tauchen. Dazu wurden unzählige Reden in Finnisch, Norwegisch und Sami gehalten. Und trotz kalten Füssen hat es sich definitiv gelohnt, hinzufahren.
Bildergebnis für suomi 100


On the 6. December, Finland turned 100 years old. According to my hostmom, the whole year was already one huge celebration and it got even bigger in the last weeks before the actual Independence Day. The shops were filled with limited edition Suomi 100 chocolate and everywhere was advertisement for all sorts of events.
I had the chance to go to Kilpisjärvi on the 4. December to watch a lightshow, in which a small mountain was plunged into a bright blue light. Additionally, there were speeches in Finnish, Norwegian and Sami. And even though my feet were frozen, it was definitely worth it going there.

Bereits am Tag vor dem Unabhängigkeitstag wurde in der Schule bereits gefeiert. An normalen Unterricht war am Morgen nicht zu denken, auch wenn die eigentliche Feier erst um 12 Uhr begann. Gefühlt ganz Muonio versammelte sich in der Turnhalle, um Finnlands hundertsten Geburtstag einen Tag zu früh mit Kuchen, Gesangsauftritten, Tanzshows, Rückblicken in die Geschichte und so weiter und so fort zu feiern. 

On the day before the actual Independence Day, there was a celebration at school. There would have been normal lessons in the morning but that fact was totally neglected and everyone was just eating and playing games until the celebration started at 12 o’clock. It felt as if whole Muonio gathered up in the gym to celebrate this important day with cake, singing, dancing, historical documents and so on and so forth. 

Am eigentlichen Unabhängigkeitstag durfte ich dann etwas vom Schönsten in meinem bisherigen Austausch erleben. Morgens um 11 ging es auf eine knapp 20km Husky-Schlittensafari. Es ist ein unbeschreibliches Gefühl von vier Hunden gezogen durch Finnlands unberührte Landschaft dem späten Sonnenaufgang entgegenzufahren. Und dank unzähligen Kleiderschichten konnte ich auch der Kälte problemlos trotzen. Sogar meine gfröörligen Hände und Füsse.
Am Abend gingen wir ausserdem mit Taschenlampen bewaffnet auf den Friedhof, um Kerzen für verstorbene Familienmitglieder anzuzünden. Und natürlich wurde diese extrem langweilige Show eingeschaltet, in der irgendwelche Leute dem Präsidenten einer nach dem anderen die Hand schütteln. Die Bewertung der teils skurrilen Kleider der weiblichen Gäste war allerdings ziemlich amüsant. 

On the actual Independence Day, I had the amazing chance to go on a 20km Husky Safari. It’s an unbelievable feeling to be pulled through Finland’s untouched nature towards a late sunrise.
In the evening, we went to the graveyard to put some candles for dead family members. And of course, we also watched this pretty boring show, where some people shake the hand of the president for three hours. Judging the sometimes pretty weird dresses of the female guests was pretty funny though.


Bis bald,
Fiona